Das Glück kommt auf acht Tatzen

Lesen Sie hier, wie man mit mehreren Stubentigern glücklich wird.

Einzelgänger oder Individualist?

So eigenbrötlerisch sich unsere Katzen manchmal geben – Einzelgänger sind die wenigsten von ihnen. Sie können sich zwar stundenlang mit sich selbst beschäftigen, einfach auf der Fensterbank sitzen, dösen oder sich ausgiebig ihrer Fellpflege widmen. Doch irgendwann kann es auch der selbständigsten Katze zu langweilig werden – und sie bekommt Lust auf Gesellschaft. Normalerweise lässt sie sich dann bei ihrem Menschen blicken, gibt Köpfchen oder hüpft ihm keck auf den Schoss, um ein paar Streicheleinheiten zu erhaschen oder zu sagen: Komm, spiel mit mir. Aber Menschen haben nicht immer Zeit. Sie müssen zur Arbeit gehen – und selbst wenn sie zu Hause sind, kann es vorkommen, dass sie schon alle Hände voll zu tun haben. Wäre dann ein schnurrender Spielgefährte für die Katze nicht wunderbar?

 

Katze sucht Katze

Katzen, die ins Freie können, gehen bummeln und halten Ausschau nach den Artgenossen aus der Nachbarschaft. In ländlichen Gegenden kann man vor allem in der Dämmerung ganze Katzengesellschaften beobachten, die auf Strassen und Plätzen zusammenkommen, um einfach friedlich eine Weile beieinander zu sitzen. Ein idyllisches Bild – aber wer wohnt schon auf dem Lande? Besser, der Mensch sorgt selbst dafür, dass seine Katze tierische Gesellschaft bekommt. Zwei schnurrende Hausgenossen machen kaum mehr Arbeit als einer – aber viel mehr Spass. Und alles, was man wissen muss, damit das Zusammenleben für Mensch und Tiere klappt, sind ein paar einfache Dinge.

Zwei auf einen Streich

Am besten, man nimmt gleich zwei Katzenbabies aus einem Wurf. Die Geschwister wachsen zusammen auf und sind unzertrennlich. Sie können miteinander kuscheln, spielen, tollen und prima ihre Kräfte messen. Tollkühne Hetzjagden den Flur entlang – mal der eine vorneweg, mal der andere – und ausgelassene Balgereien sind dabei an der Tagesordnung. Selbst ein kleines Appartement kann für Katzenkinder zum Abenteuerspielplatz werden. Wer überlegt, ob er sein Zuhause mit einer oder zwei Katzen teilen soll, hält sich am besten an die Faustregel: "Persönlicher Freiraum muss sein." Dann hat jeder genug Platz, sich ein "Heim erster Ordnung", wie es die Verhaltensforscher nennen, zu schaffen: einen Platz, an den er sich auch einmal zurückziehen kann und wo er von niemandem gestört wird.

Konkurrenz kommt

Ein bisschen anders sieht die Sache aus, wenn man schon eine Katze hat und ein Spielgefährte dazukommen soll. Viele Katzenbesitzer haben Bedenken, wie ihr guter alter Stubentiger einen Neuen im Wohnungsrevier aufnehmen wird. Meist zu unrecht. Denn Katzen regeln solche Angelegenheiten relativ schnell unter sich. Was jedoch nicht heissen soll, dass man die beiden, die einmal Freunde werden sollen, von Anfang an sich selbst überlässt. Im Gegenteil: Sie werden es schätzen, den Menschen zunächst in der Nähe zu wissen. Und so legt man den Einzugstag des neuen Mitbewohners am besten auf ein Wochenende. Je länger, je lieber. Man hilft dem Neuankömmling, wenn er erst einmal ungestört durch die Wohnung spazieren darf und sich an den Geruch unserer Katze gewöhnt, bevor die beiden aufeinandertreffen. Natürlich ist auch für unsere Katze wichtig, wie der Neue duftet. Für ihre Nase hat alles in ihrer Umgebung einen Einheitsgeruch; nur das neue Schnurrwesen passt noch nicht dazu. Ist es dann endlich soweit, und die beiden Fremden stehen sich zum ersten Mal gegenüber, werden sie vermutlich zögernd aufeinander zugehen und sich vorsichtig beschnuppern. Sie könnten einander stundenlang anstarren, ohne dass etwas passiert. Ebenso gut könnten sie aber auch die Pfoten sprechen lassen. Denn hier wird die Rangordnung fürs zukünftige Zusammenleben festgelegt – und das ist allein Katzensache! Als Mensch kann man aber schlichtend eingreifen und versuchen, die Katzen von ihrem Streit abzulenken. Für genügend Versteckmöglichkeiten sollte man sorgen, denn wenn sich zwei Katzen aus dem Weg gehen können, können sie sich wesentlich stressfreier aneinander gewöhnen. Die Sache mit der Rangordnung klappt häufig besser, je jünger der neue Hausgenosse ist. Ein Katzenkind tut sich nicht schwer damit, die älteren Rechte des anderen anzuerkennen. Und wenn's ab und zu einen Klaps mit der Pfote gibt, fühlt es sich gleich wie zu Hause. Trotzdem sollte man in der ersten Zeit genau beobachten, was sich tut, um heimliche Tyrannei und andere unfaire Spielchen zu vermeiden. Lieblingsplätze besetzen zum Beispiel, den Weg zum Napf blockieren… Katzen können da sehr erfinderisch sein.

Zum Glück gibts Spielregeln

Vieles regelt sich von selbst, wenn sich zwei Katzen ein Zuhause teilen. Aber ein paar Dinge regelt auch der Mensch, damit das Glück perfekt wird. Zum Beispiel mit Extra-Streicheleinheiten und besonders viel Zuwendung für die "alteingesessene" Katze, wenn sie Konkurrenz bekommt. Spielen und ein paar Bürstenstriche mehr haben sich als Heilmittel bei Katzeneifersucht sehr bewährt. Der Neuankömmling wird darunter nicht leiden; er ist viel zu sehr damit beschäftigt, sein neues Zuhause zu inspizieren. Doppelte Arbeit bedeutet ein Zwei-Katzen-Haushalt nicht, eventuell aber eine doppelte Ausstattung mit Katzentoiletten, Schlafdecken und Fress- und Wassernäpfen. Vielleicht wird die Alte auch die Neuanschaffungen erst einmal in Beschlag nehmen, doch das gibt sich mit der Zeit. Sollte sie sich zu lange zu sehr für den lecker gefüllten Napf ihres neuen Gefährten interessieren, müssen die beiden zunächst getrennt gefüttert werden. Aber Katzen sind Geniesser – und hat die "Erstkatze" erst einmal entdeckt, wie viel angenehmer es ist sich ein bisschen pflegen zu lassen, anstatt beim Putzen selbst tollkühne Verrenkungen anzustellen, wird sie schnell Freundschaft schliessen. Wer sonst könnte ihr schon so hingebungsvoll die Ohren und diese Stellen unter dem Kinn lecken wie eine andere Katze? Mit wem sonst kann man stundenlang aus dem Fenster schauen? Oder sich so gemütlich zusammenrollen und um die Wette schnurren...

 

 

 

 

copyright by Karin Leske